Monitoring im Homestudio

Dieser Ratgeber soll euch einen kleinen Überblick über Monitoring im Homestudio vermitteln. Hierbei geht es um allgemeine Tips, auf was muss man achten, was ist für mich das Richtige. Viel Spass beim lesen!

Abhörmonitor – aktiv oder passiv?

Geht es um Aufnahmen, so wird oft vom passenden Mikrofon gesprochen, wo es stehen soll und was es ansonsten zu berücksichtigen gibt. Schnell vergisst man das entsprechende Gegenstück, den Lautsprecher. Er hat genau die gegenteilige Funktion, nämlich das aufgezeichnete Signal wieder in Schall zu wandeln und hörbar zu machen. Über ihn wird also wieder abgehört und überwacht (engl.: to monitor = überwachen), man spricht auch oft vom Abhörmonitor. Man unterscheidet dabei zwischen passiven und aktiven Monitoren. Wir wollen hier nur die wichtigsten Unterschiede besprechen, da es mir darum geht einen groben Überblick verständlich zu vermitteln. Zu viele Details wären dabei sehr hinderlich.

Passive Monitore

Hier geht der Signalweg üblicherweise vom Mischpult (evtl. auch direkt vom Computer aus dem sogenannten Audio-Interface) zur externen Endstufe (=Verstärker). Dort wird das Audio-Signal verstärkt und an die passiven Lautsprecher weitergegeben. Passiv deshalb, weil sie keinerlei elektrische Bauteile zur Verstärkung besitzen. Deshalb sind sie meistens auch leichter als aktive Lautsprecher. Endstufen sind prinzipiell immer nötig um die Lautsprechermembran so zu bewegen, dass man etwas hören kann.
Wichtig hierbei ist, dass der Widerstand der Lautsprecher nicht kleiner ist als der des Verstärkers, da unter Umständen Bauteile kaputt gehen könnten. Oft wird für einen Verstärker 230Watt/4 Ohm, 160 Watt/6 Ohm angegeben. Das bedeutet, der Verstärker kann bei angeschlossenen Lautsprechern mit 4 Ohm 230 Watt Leistung bringen, bei Boxen mit 6 Ohm kann er 160 Watt bringen. In der Regel wählt man für die Lautsprecher eine etwas höhere Leistung aus dem einfachen Grund, dass sie nicht mehr Leistung vom Verstärker bekommen als sie „verkraften“. Die Leistung der Boxen sollte aber auch nicht extrem weit über der des Verstärkers liegen, denn dann müsste dieser immer an seiner Leistungsgrenze arbeiten, das verschlechtert natürlich den Klang (Clipping) und schadet verschiedenen Bauteilen in Endstufe und Lautsprecher.

Es gilt also, einen passenden Verstärker für seine Lautsprecher zu finden. Natürlich gibt es viele, die technisch dazu passen. Allerdings klingt jeder Verstärker anders. Unterschiedliche Bauteile und Technik führen zu einem unterschiedlichen Klang, einfach gesagt.

Es wird also schwieriger die „richtigen“ Boxen mit seinem Klangideal zu finden, da der nötige Verstärker, ohne den man ja nichts hören würde, immer am Klang beteiligt ist. Moderne Studio-Endstufen sind meistens relativ klein (2 Höheneinheiten) und besitzen leise oder keine Lüfter. Platzbedarf und unnötige Geräusche stellen also kaum noch ein Problem dar.

Aktive Lautsprecher

Das Audio-Signal geht vom Mischpult (evtl. auch direkt vom Computer) direkt zum Monitor. Der Verstärker ist fest im Lautsprecher-Gehäuse untergebracht. Aktive Monitore sind in der Regel deutlich schwerer als passive, da eben der Verstärker mit eingebaut ist. Mittels Regler am Gehäuse kann man die Lautstärke einstellen.

Pro, Contra, Sonstiges

Es fällt sofort auf, dass man beim Anschließen aktiver Monitore nicht so viel falsch machen kann wie bei passiven. Man sollte davon ausgehen, dass der interne Verstärker und die Lautsprecher vom Hersteller optimal aufeinander abgestimmt sind. Man muss also „nur“ noch entscheiden, ob einem der Klang gefällt oder nicht, es gibt hier weniger Spielräume als bei passiven Monitoren, wie z.B. „Welchen Verstärker nehme ich, stimmt die Impedanz (Widerstand), stimmt die Leistung, wie muss ich verkabeln?“.

Aktive Monitore kann man gut transportieren. Da die Endstufe eingebaut ist, bleibt ihr Klang auch in anderen Räumen nahezu gleich, wenn man die Raumakustik außer Acht lässt. Das kann man aber auch getrost tun, da es sich fast ausschließlich um sogenannte Nahfeldmonitore handelt. Das bedeutet, man sitzt so nah an den Monitoren (ca. 1-2m), dass die Reflektionen des Raumes eine untergeordnete Rolle spielen.

Man sollte beim Aufstellen, ungeachtet nun ob aktiv oder passiv, darauf achten, etwas Platz um die Lautsprecher zu lassen. Empfehlenswert sind separate Monitorstative, auf denen sie frei stehen können. Etwas Platz zur Rückwand, nicht direkt auf den Schreibtisch oder ins Regal stellen, dann hat man in der Regel keine akustischen Probleme.
Aktive Monitore haben häufig noch eine kleine Klangregelung eingebaut, mit der man sie ein wenig an die Raumakustik angleichen kann.

Zur Positionierung bleibt noch zu sagen, dass zusammen mit dem Kopf des Hörers die Lautsprecher ein gleichschenkliges Dreieck bilden sollten. Das ist vor allem für die Beurteilung des Stereobildes wichtig, damit man Signale im Mix orten bzw. platzieren kann.
Außerdem sollten sie auf den Hörer strahlen und nicht über oder unter ihm hinweg, das passiert, wenn sie zu hoch bzw. zu tief gestellt werden.
Hört euch mal Boxen an und steht dabei auf. Ihr werdet schnell feststellen, dass vor allem bei den hohen Frequenzen sich einiges tut. Das liegt daran, dass diese im Vergleich zu tiefen Frequenzen sehr gerichtet abgestrahlt werden. Bewegt man also den Kopf aus diesem „Strahl“, wird das Klangbild schnell dumpf.

Natürlich ist es sinnvoll beim Kauf auf einen möglichst breiten und linearen Frequenzgang zu achten. Das bedeutet, dass der Lautsprecher sowohl sehr tiefe als auch sehr hohe Frequenzen wiedergeben können sollte, und das möglichst gleichmäßig, ohne etwas über- oder unterzubetonen.
Als Orientierung, großzügig gesagt, reicht das menschliche Gehör von 20 Hz (Hertz) bis 20 kHz (20000 Hertz).

Oft spricht man von einem 2-Wege-Monitor, hier wird das Frequenzspektrum (also 20 Hz bis 20 kHz) in zwei Bereiche getrennt, die dann separat von unterschiedlichen Membranen wiedergegeben werden. Es gibt auch 3-Wege-Lautsprecher, hier wird der wiederzugebende Frequenzbereich folglich in drei Abschnitte getrennt. Das ist aber bei Nahfeldmonitoren eher unüblich.

Es gibt noch einige weitere technische Spezifikationen, die im sogenannten Datenblatt eines Abhörmonitors auftauchen. Es ist aber nicht zwingend nötig alle Einzelheiten zu verstehen, ist man doch interessiert, sollte ein qualifizierter Verkäufer zu Rate gezogen werden.
Viel wichtiger ist, dass man sich den gewünschten Monitor anhört, denn was bringt einem ein linearer Frequenzgang, wenn man Lautsprecher mit etwas mehr Bässen sucht, beispielsweise für Techno-Produktionen. Oder ein weiteres Beispiel sind die legendären Yamaha NS10, die bekanntlich eine miserable Basswiedergabe haben. Trotzdem werden sie von vielen Toningenieuren innig geliebt, hier gilt der berüchtigte Satz: „Wenn es auf denen klingt, dann klingt es überall.“.

Fazit

Der beste Abhörmonitor ist der, mit dem man am besten zurecht kommt. Das merkt man meistens aber erst, wenn man richtig damit arbeitet. Kann man seine Abhöre richtig beurteilen, dann klingt der Mix überall gut. Das ist oft ein langer Prozess, um den man aber nicht herumkommt. Man weiß mit welchen Problemen man beim eigenen Mix zu kämpfen hatte, hört man dann auf anderen Monitoren dieselben oder andere Probleme, ist man schon ein ganzes Stück weiter.
Grundsätzlich kann man nicht sagen, ob aktive oder passive Monitore besser sind. Einfacher zu bedienen, unkompliziert zu verkabeln und mit einer guten Abstimmung zwischen Verstärker und Lautsprecher, das bieten in der Regel die aktiven Lautsprecher. Wer sich also nicht gut auskennt, sollte auf jeden Fall zu Aktivmonitoren greifen.
Beim Kauf sollte man sich die Monitore, gleich ob aktiv oder passiv, auf jeden Fall anhören. Noch viel wichtiger ist aber das anschließende Arbeiten im ganz normalen Alltag. Erst hier zeigt sich meiner Erfahrung nach, ob man damit auch wirklich zurechtkommt. Man sollte deshalb die Boxen reichlich testen und damit arbeiten, und gegebenenfalls auch von seinem Rückgaberecht Gebrauch machen. Bei allen technischen Faktoren bleibt doch das eigene Gehör die entscheidende Instanz.

Hier noch eine Auswahl der bekanntesten Monitore bzw. Monitor-Hersteller:


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Über den Autor

Fabian Vossler

Tontechnik-Studium SAE in Köln Abschluss "Audio Engineer Diplom" Berufsfachschule für Musik in Krumbach, Abschluss "Staatlich geprüfter Leiter in Popularmusik". Hauptfach Klavier und Chor-/Ensembleleitung. Seither tätig als freiberuflicher Tontechniker unter anderem SWR Studio Tübingen, und Musiker in unterschiedlichen Bands.




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